Jacques Aduriz
wacht als Küstenwart über das empfindliche Gleichgewicht der 110 ha Salzwiesen, Sumpfgebiete, Wälder und Gärten.
Die in einem seenahen Naturschutzgebiet bei Paimpol liegende Abtei Beauport umfasst ein Obst-Arboretum mit an die 500 Apfelbäumen, das von Küstenwart Jacques Aduriz gehegt und gepflegt wird. Dabei leisten die im Garten weidenden Kühe und Schafe einheimischer Rassen tatkräftig Unterstützung.
Ein sonniger Herbstmorgen. Die Abtei Beauport liegt im Dunst der salzhaltigen Seeluft, die herrlich nach Pilzen, modrigem Holz, feuchtem Gras und Apfel duftet. Und der ist hier der Star der Manege. Wie Küstenwart Jacques Aduriz erläutert, stehen auf den ca. 3 ha Land an die 500 Apfelbäume, und 80 % der rund 60 hier vertretenen Sorten gedeihen nur in Beauport.
Traditionell erzeugter Cru
Die See- und Landdomäne Beauport, die auf einer Fläche von über 100 ha geschützt im hintersten Winkel der Bucht von Paimpol, zwischen der Halbinsel Guilben und der Landzunge Kérarzic liegt, ist seit 1992 Eigentum der Küstenschutzbehörde, bei der Aduriz beschäftigt ist. „Die ursprünglich für die Cidre-Produktion angelegte Plantage“, erläutert er uns, „wurde später zum Arboretum umgestaltet. Der Baumbestand blieb erhalten, und durch Veredelung wurden neue Sorten gezogen. Die Setzlinge sind überwiegend bretonische Sorten aus den Regionen Goëlo und Trégor.“ Ziel dieser Maßnahmen ist der langfristige Erhalt des Erbguts der alten Sorten, die aufgrund der Normung und Vereinheitlichung der handelsüblichen Sorten heute zunehmend bedroht sind.
Aus all diesen Apfelsorten hat Aduriz einen Verschnitt komponiert, aus dem zwei Traditions-Crus – ein Cidre und ein Apfelsaft – hervorgegangen sind, die aufgrund zahlreicher Faktoren von Jahr zu Jahr anders schmecken können.
Bretonische Kuhrassen
Dass der Boden hier lebendig und die Artenvielfalt in den vielseitigen natürlichen Habitaten – Röhrichte, steinige Strände, Salzwiesen, Sümpfe, Wälder, Bäche und Teiche – groß ist, ist nicht zuletzt der seit vielen Jahren praktizierten Null-Pestizid-Strategie und dem Engagement von Aduriz und den in Beaufort tätigen Gärtner:innen geschuldet. Aber auch die Seeluft trägt ihren Teil zu der einzigartigen geschmacklichen Prägung der hier angebauten Äpfel bei.
Auch Tulipe und Ursin, die beiden hübschen Pie Noire-Kuhdamen, die gemächlich zwischen den Obstbäumen grasen und so ihren Freischneider-Job machen, schätzen ganz offensichtlich die gute Luft und das milde Klima. An die hier oft feuchten Böden – bei Springflut liegen die Wurzeln der Apfelbäume teilweise unter Wasser – sind die Hufe der heimischen Rasse angepasst. Auch die sandfarbene Naoned, die den bretonischen Namen ihrer Heimatstadt Nantes trägt, gehört einer wetterfesten Rasse an. Jetzt muss Aduriz nur noch eine Froment de Léon und eine Armoricaine finden, dann hat er alle vier bretonischen Kuhrassen für die Beweidung seiner Streuobstwiesen beisammen.
Bis es soweit ist, wird das Milchvieh tatkräftig von zehn bretonischen Heideschafen unterstützt, deren Reihen demnächst durch nicht minder robuste und an das hiesige Klima angepasste Artgenossen aus Belle-Ile verstärkt werden sollen.
Äpfel, die nach Apfel schmecken
Auch spätes Heuen kurz vor der Apfelernte trägt zum Erhalt der Artenvielfalt bei. Nistplätze und andere Fortpflanzungsstätten werden auf diese Weise geschützt, und jede Art kann ihren Beitrag zur Schädlingsbekämpfung leisten: Spatzen fressen Maden und Igel Schnecken.
Das ökologische Gleichgewicht und die regelmäßige Baumpflege tragen ebenfalls zur geschmacklichen Qualität der Cidres und Obstsäfte aus der Abtei bei. Die sind wegen ihres ausgewogenen Säure-/Zucker-Verhältnisses und intensiven Aromas sehr beliebt und sollen eine ähnliche Wirkung wie das Madeleine-Gebäck auf den Dichter Proust haben!
(© Text: Publihebdos)