Francis Le Lay
Der Mann mit den vielen Geschichten von Land und Leuten
- Guingamp - Baie de Paimpol ist Küste und Binnenland
- Dein idealer Tag Sprühregen, nachmittags Sonne
- Deine Philosophie Mit sich selbst im Einklang stehen
- Dein Lieblingsmoment Das Stadion des Fußballclubs En Avant de Guingamp
- Dein Leibgericht Bretonisches Buttergebäck
- Deine Leidenschaft In den Bergen des Argoat das „Nirwana“ erreichen
Eine spannende Reise ins Zentrum der sagenumwobenen Binnenbretagne und ihre ursprünglichen Landschaften führt vom Tal der Heiligen mit seinen an die Statuen auf den Osterinseln erinnernden Monumentalskulpturen zu der geheimnisvollen Corong-Schlucht.
Vallée des Saints
Auf der Saint-Gildas-Anhöhe in Carnoët eröffnet sich ein atemberaubendes 360°-Panorama.
126 riesige Heiligenstatuen aus Granit wachen, scheinbar bis in alle Ewigkeit, über die Argoat genannte Landschaft. Das nach ihnen benannte Tal (Vallée des Saints) ist der ideale Ausgangspunkt für eine Tour durch die Binnenbretagne.
Vor der Pfarrkirche Saint-Pol-Aurélien erzählt Amandine uns von dem ambitionierten Vorhaben, an diesem Ort Skulpturen der rund eintausend Heiligen, die einst die Bretagne evangelisierten, aufzustellen. Gebannt lauschen die Kids ihren Geschichten von besiegten Drachen und gezähmten Wölfen. Während wir zwischen den scheinbar der Zeit entrückten Megalithenreihen umherwandeln, erkunden wir mit den Fingern tastend die kunstvoll ausgestalteten Details der in Granitstein gemeißelten Formen, die uns faszinierende Heiligengeschichten erzählen.
Begnadete Bildhauer
Zum Schluss erleben wir weiter unten die Bildhauer bei ihrer Arbeit an riesigen Granitblöcken in diversen Farbnuancen von Rosa über Grau bis Blau und Oberflächentexturen von poliert über gerillt und körnig bis oxidiert. Unter klopfenden Meißen und surrenden Schleifmaschinen entstehen aus dem ausschließlich in der Bretagne abgebauten Material Skulpturen, die das Andenken an die Heiligen wieder lebendig machen und Legenden neu interpretieren – absolut spannend !
Die Tour führt uns weiter nach Saint-Servais. Über kleine Nebenstraßen stoßen wir wie durch Zufall auf die Corong-Schlucht. Am Ende des Parkplatzes versteckt liegt ein von uralten Steinen gesäumter leichter Wanderweg, der uns in eine geheimnisvolle, sagenumwobene Welt führt.
Wurzeln und Felsen, die Geschichten erzählen
Das Licht, das an diesem späten Nachmittag durch das Blattwerk schimmert und moosbedeckte Felsenanhäufungen leuchten lässt, verleiht dem Ort Märchenwaldatmosphäre.
Hier und dort weisen Spuren von wilden Tieren oder Pilzsammlern und aufgerichtete Steine den Weg tief in den Wald, derweil das sprudelnde Wasser des Baches Follezou wie Goldpailletten funkelt und kleine Granitsandstrände zum erfrischenden Fußbad einladen.
Im Land von Boudédé
Plötzlich verstummt der Wasserlauf, und vor uns taucht eine steil aufragende Anhäufung riesiger Granitblöcke auf. Ein paar Familie haben sich hier zur Rast niedergelassen. Man kommt ins Gespräch, tauscht Geheimnisse und Legenden des Waldes aus. Eine besagt, dass die Felsbrockenanhäufung zufällig entstanden sei, als der Riese Boudédé bei einem Spaziergang im Duault-Wald die Steine in seinen Schuhen über dem Follezou ausgeschüttet habe. Nach Einbruch der Dunkelheit soll der geheimnisvolle Ort ein beliebter Treffpunkt für Otter sein.
Beeindruckt und angeregt nehmen wir den Wiederaufstieg mit neuer Energie und der Überzeugung in Angriff, dass diese Argoat genannte Binnenlandschaft ein Ort ist, dessen Geheimnisse sich nur dem erschließen, der sich jenseits ausgetretener Pfade auf Zufallsbegegnungen einlässt.