
Auf dem GR® 34 reiht sich ein Highlight ans nächste: hier der belebte Hafen, dort die bewaldete Guilben-Landspitze, die Abtei Beauport und der Austernstandort Kerarzic. Der Wanderweg an der Bucht bietet zahlreiche Sinneserlebnisse und ein vom Wechsel der Gezeiten geprägtes Naturschauspiel.
Der Hafen von Paimpol
Auf der Suche nach der berühmten Klippe, die der Chansonnier Théodore Botrel einst besang, gehe ich auf dem Kernoa-Kai den Hafen entlang, an den linkerhand vertäuten bunten Fischerbooten vorbei in Richtung Pier, wo Paimpol ins Meer übergeht, doch von einer Klippe ist weit und breit nichts zu sehen, weder an Backbord noch an Steuerbord.
Dabei war ich überzeugt, Paimpol gut zu kennen – weit gefehlt!
Ich suche den Horizont ab und entdecke eine von Kiefern bedeckte Landzunge, die weit ins Meer hinausragt. Pointe de Guilben heißt der an Mittelmeerlandschaften erinnernde Ort, auf den ein Schild am Ausgangspunkt des GR® 34 hinweist. Das will ich mir näher ansehen. Auf geht‘s!
Von Guilben nach Beauport
Der sogenannte Zöllnerweg führt die Küste entlang. Bei fallendem Wasser wird ein immer größerer Uferstreifen freigelegt, auf dem sich Meeresvögel und mit Keschern und Krallen bewaffnete Muschelsammler tummeln
Strandurlaubsstimmung
Der Weg steigt an, und schon bald fällt der Blick nach unten auf einen kleinen Strand. Das davor liegende große Meerwasserbecken wird von Rettungsschwimmern überwacht und ist damit ideal für Kinder. Ich mag um diese Uhrzeit noch nicht baden, aber gern später, auf dem Rückweg.
Der Weg schlängelt sich weiter in Richtung Guilben. Allmählich wird es warm, und so sind die schattigen Abschnitte durch das Unterholz eine Wohltat. Schon bald wird die Sicht frei auf den kleinen Fischerhafen von Ploubazlanec, Pors Even, die Insel Saint-Riom und die Austernfarmen.
Die Klippen bei Plouézec
Die Guilben-Landzunge ist ein stolzer Felsvorsprung, der die Bucht zweiteilt. Ganz an ihrem Ende führt der Weg nach Süden, das Landschaftsbild verändert sich und endlich tauchen am Horizont die von Botrel verheißenen Klippen auf, die zur Nachbargemeinde von Plouézec gehören. Aber das ist heute zu weit.
Die Bucht von Poulafret
Aber das ist noch längst nicht alles, was Paimpol und die reizvolle Goëlo-Küste zu bieten haben. Über den GR® 34 geht es weiter zur Bucht von Poulafret, die mit diversen Freizeitangeboten und Bademöglichkeiten lockt. Sogar einen kleinen See, wo Kinder sicher segeln lernen können, gibt es hier.
Schon bald ist die unter Denkmalschutz stehende Abtei Beauport zu sehen, die im frühen 13. Jh. entstand und unbedingt sehenswert ist.
Besichtigung der Abtei Beauport
Wer nach Paimpol kommt, sollte sich Beauport, die Abtei am Meer, auf keinen Fall entgehen lassen: Die Anlage, die heute dem Küstenschutzverband gehört, ist ein Juwel mittelalterlicher Baukunst. Die im 13. errichteten Gebäude sind wie die meisten in dieser Zeit entstandenen Abteien um einen zentralen Kreuzgang herum angeordnet.
Dieser Grundriss ist bis heute zu erkennen. Gästesaal, Herzogssaal, Kapitelsaal und Vorratskeller der Abtei sind Paradebeispiele des gotischen Baustils. Die Gebäude bilden den Mittelpunkt eines ca. 60 Hektar großen Naturschutzgebiets, zu dem ein Sumpf, bewaldete Hügel und andere erhaltenswerte Ökosysteme gehören.
Kerarzic: Halbinsel mit Austernbar
Beim Blick durch ein Fenster der Abtei fällt mir eine kleine Landspitze auf, die Halbinsel Kerarzic. Dort befindet sich die heute in vierter Generation betriebene Austernfarm Arin, wo es seit einigen Jahren auch eine Austernbar gibt.
Mit den Füßen quasi im Wasser stehend kann man hier nicht nur den Ausblick auf die Bucht, sondern auch die vor Ort gezüchteten Meeresfrüchte und daraus hergestellten Delikatessen verkosten. Mein Magen knurrt, ich greife zu. Und genieße den Augenblick.
Derweil ich mein halbes Dutzend Austern schlürfe, kommt das Farmteam vom Uferstreifen hoch, wo die Säcke mit den Austern regelmäßig umgedreht werden müssen. Die Flut kommt, Zeit für mich, den Rückweg anzutreten.
Zurück nach Paimpol
Wer sich den Umweg über die Guilben-Landspitze zurück ersparen möchte, kann den Hafen auf direktem Wege über die Rue de Kerlegan, die Rue de Kernoa und die Rue du Four à Chaux ansteuern. Schwenkt man am Ende wieder auf die vorherige Route ein, zeigt sich die Bucht bei Flut in neuem Gesicht und lockt mit einem erfrischenden Bad im Meerwasserbecken von La Tossen.
Text : Fanch Le Pivert - Publihebdos