Auf Jakobsmuschelfang

Gehen mit den Berufsfischern der Bucht von Saint-Brieuc auf Jakobsmuschelfang

Jakobsmuscheln dürfen unter Einhaltung der vorgeschriebenen Mindestgröße und maximalen Stückzahl jeweils vom 1. Oktober bis 14. Mai bei Springflut zu Fuß gesammelt werden.

Règlementation et bonnes pratiques

Rezept: in der Pfanne gegarte Jakobsmuscheln mit gebratener Buchweizengalette, Butternutstampf und in Butter gedünstetem Lauch mit Herzmuscheln
 

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#guingampbaiedepaimpol

Im Winter laufen Hunderte von Fischerbooten aus den Häfen der Urlaubsregion Baie de Saint-Brieuc – Paimpol – Les Caps aus, um eines der begehrtesten Schalentiere der Region zu fangen: die Jakobsmuschel.

Das weiße „Gold“ der Côtes d’Armor

Alljährlich werden von Oktober bis März an die 6.000 Tonnen Jakobsmuscheln von Fischerbooten aus Loguivy-de-la-Mer, Saint-Quay-Portrieux und Erquy gefangen. Die Häfen befinden sich in dem mit 150.000 ha Fläche größten Vorkommen Frankreichs.

Die Nutzung dieser wertvollen Meeresressource ist zur Erhaltung der Art und artgerechten Reproduktion streng reglementiert. So dürfen mit einer Fangerlaubnis ausgestattete Jakobsmuschelfischer maximal zweimal pro Woche 45 Minuten lang die begehrten Schalentiere fangen. Dies geschieht größtenteils mit so genannten Dredschen; das sind aus Kettengittern bestehende, sackförmige Metallgerätschaften, die über den Meeresgrund gezogen werden, um vergrabene Schalentiere zu sammeln. Doch einige wenige Branchenangehörige praktizieren den Jakobsmuschelfang von Hand im Tauchgang.

Jetzt geht es an Bord mit einem der 11 autorisierten Jakobsmuschelfischer der Urlaubsregion.

Jakobsmuschelfang im Tauchgang

Mit meinen schönsten Gummistiefeln angetan mache ich mich auf nach Saint-Quay-Portrieux, dem Heimathafen der Ki Dour Mor, auf der mich schon die seit drei Jahren im Muschelfanggeschäft tätige Crew von Victor Coutin und dessen Frau Aurélie erwartet. Victor, der früher als Matrose auf einem Trawler tätig war, hat sein Hobby zum Beruf und sich als Muscheltaucher selbstständig gemacht, um die Schalentiere fortan nachhaltig und ökologisch und damit im Einklang mit seinen Werten zu fangen.

Maximal zwei Stunden unter Wasser

Nach einer Terminverschiebung wegen Starkwind laufe ich am heutigen Morgen in Gesellschaft der beiden Muscheltaucher Kenan und Wally sowie Steuermann Gildas zu einer der beiden wöchentlichen Fangtouren aus. Nach zehnminütiger leicht bewegter Fahrt stabilisiert sich das Boot und die Taucher legen bei Regen ihre Ausrüstung an. Exakt um 13:45 Uhr, bei Stillwasser, wenn die Gezeitenströmung gegen null geht, soll der Tauchgang losgehen. Pünktlich tauchen die beiden furchtlosen Taucher für volle zwei Stunden – die gesetzlich erlaubte Höchstdauer – in das 13 °C kalte Wasser ein. Mit ihren mit dem Sauerstoff-/Stickstoff-Gemisch Nitrox befüllten Flaschen können sie länger unter Wasser bleiben und die Dekompressionsstopps erheblich verkürzen.

Gildas und ich warten derweil geduldig. Dann sieht das geschulte Auge des Kenners auch schon den ersten orangen Ballon an der Wasseroberfläche auftauchen, an dem einer der 8 Bergesäcke der Taucher mit 30 kg Fanggut hängt. Jetzt muss alles sehr schnell gehen: Gildas steuert das Boot auf den Bergesack zu, holt ihn mit dem Bootshaken an Bord und schüttet den Inhalt in eine der zahlreichen Backskisten. Da taucht auch schon der zweite Ballon auf, und das gesamte Prozedere wird wiederholt. Das geht dann noch eine Stunde so weiter, bis Kenan und Wally wieder auftauchen. Sie schnappen sich neue Flaschen und Säcke und verschwinden wieder unter Wasser.

Rückkehr zum Hafen

Während ich am Horizont Ausschau nach den Ballons halte, hat Gildas alle Hände voll zu tun. Die Muscheln müssen ausgeschüttet, gereinigt und nach Größe (11 bis 13 cm) und Abnehmer sortiert werden. Die Käufer – Fischhändler, Privatkunden und Gastronomiebetriebe – geben ihre Bestellungen vorab auf der Website Ki Dour Mor auf.

Nach 2 Stunden harter Arbeit sind die bei dieser Fangart erlaubten 450 kg Fanggut – beim Schleppfang dürfen es 2,1 t sein – dann endlich an Bord und versandbereit. Gleich am nächsten Morgen werden sie geliefert und sind binnen 24 Stunden beim Endverbraucher.

Nach der Rückkehr in den Hafen verabschiede ich mich, derweil der Tag zur Neige geht und es zu regnen anfängt. Für die dreiköpfige Crew jedoch ist der Tag noch lange nicht zu Ende. Es gibt noch viel zu sortieren, bevor der Tagesfang in Kisten verpackt werden kann. Am nächsten Tag stehen Abalonen auf dem Programm. Auch sie dürfen zusätzlich zu den Jakobsmuscheln dreimal pro Woche von den Berufsfischern gefangen werden.

Beim Fang handgetauchter Jakobsmuscheln mit der sympathischen Crew der Ki Dour Mor habe ich eine nachhaltige Art des Muschelsammelns kennengelernt und festgestellt, dass engagierte Profis hochwertige Naturerzeugnisse ernten können, ohne die Tier- und Pflanzenwelt der artengeschützten Bucht von Saint-Brieuc zu gefährden. Und das überzeugt nicht nur immer mehr Berufsfischer, sondern auch Sterneköche!

©Text: Aurélie Tiercin

  • Pêche à la coquille St-Jacques ©Aurélie Tiercin
  • Pêche à la coquille St-Jacques ©Aurélie Tiercin
  • Coquille St-Jacques ©Job Nicolas
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